Dienstag,
3. August 1993
Nach einer gestörten Nachtruhe (Flöhe, Motor in einer nahen
Fabrik) bin ich früh aufgestanden. Trotz (tschechoslowakischer) Kronen
kann ich mir kein Frühstück leisten. Gleich nach Hodonin ist
die Grenze in die Slowakei (provisorisch angelegt, noch nicht einmal Stempel
für meinen Reisepass gibt es). Über Holic bin ich gleich bei
Skalica raus aus der Slowakei - wieder ohne Stempel. In Straznice finde
ich endlich eine Bank - Geld wechseln und was zum Essen kaufen ist eins.
In Uherske Radiste mache ich im schattigen Park Mittagspause. Nach Kromeriz
beginnt es hügelig zu werden, ich verlasse das Tal der March (Morava),
das ich seit dem Weinviertel bergauf gefahren bin. Immer hügeliger
wird es. Prerov, Lipnik
und Hradice haben ein sehr nettes Stadtbild.
Endlich - nach dem x.ten Hügel - erscheint Novy Jicin. Ich finde
ein Hotel mit Freibad - herrlich.
Zwischen Prerov und Novy Jicin verläuft die europäische Wasserscheide
zwischen Donau und Oder.
Gefahrene Kilometer: 160 |
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Mittwoch,
4. August 1993
Heiss ist es schon in der Früh. In Pribor - der Geburtsstadt von Sigmund Freud - erhole ich mich bei meinem Frühstück
- Käse, Brot, Mineralwasser. Und da finde ich ein Klo-Häusl -
gepflegt von zwei älteren Herrn. Diese erzählen mir gleich begeistert
von ihrer Fahrt nach Österreich. Sie sind Mitglieder des lokalen Orchesters
und Chors und haben auch gleich ihre Chor-Wimpeln dabei und ich bekomme
auch einen.
Weiter in der Hitze fahre ich über Ostrava (Ostrau) (Bei McDonalds findet man immer saubere WC - 1 Big Mäc
48 Kronen = 16 ATS) zur polnische Grenze bei Bohumin.
Die Finanzen plagen mich etwas - an der Grenze werden keine Dollar-Reisegutscheine
angenommen, dafür aber werd ich einen Teil meiner tschechischen Kronen
los. Der Versuch die tschechoslowakischen Kronen anzubringen, schlägt
fehl. 1000 Zloty = 1 ATS.
Im Park beim Rathaus von Wodzislaw mache ich Pause. In großer
Hitze fahre ich dann weiter und komme erst um 20.00 Uhr in Tarnowskie Gory
(= Tarnowitz) an.
An diesem Tag sind mir 8 Pilgergruppen zu Fuß in Richtung Tschenstochau
untergekommen. Betend, singend, aber auch schwätzend und lachend waren
jeweils ca. 300 Jugendliche und Erwachsene unterwegs.
Gefahrene Kilometer: 125 |
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Donnerstag,
5. August 1993
Um
8.00 Uhr bin ich los. Da es bewölkt ist, fühle ich mich heute
besser. Seit Wodzislaw geht es immer bergauf und bergab. In Tschenstochau (Czestochowa) gehe ich in die Kirche. Es wird gerade ein Gottesdienst abgehalten,
daher warte ich, um zum Gnadenbild der Mutter Gottes vorzustoßen.
Aber gleich nach dem Ende des Gottesdienstes beginnt der nächste.
Massen von Leuten drängen sich in der Kirche. Beim Gnadenbild ist
um den Altar ein Rundgang zu machen. Dabei rutschen viele Leute auf den
Knien unter dem Bild hindurch. Natürlich findet sich ganz hinten ein
Behälter für Spenden - der ist ganz voll Geldscheinen. Irgendwie
ist diese religiöse Ballung unheimlich. Geschäftemacherei geht
bis in die Kirche. Andenkengeschäfte bieten jeden nur denkbaren Schmarren
an.
Zäh geht es dann bei großer Hitze nach Radomsko
und weiter nach Piotrkow Trybunalski. Im "Sporthotel" finde ich eine einfache Unterkunft. Es
geht nur das warme Wasser (bei der Hitze tagsüber ein unnötiger
Luxus), die Badewanne ist einen Stock höher und das Bett hängt
durch. In der Nacht gibt es ein Gewitter ab.
Gefahrene Kilometer: 143 |
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Freitag,
6. August 1993
Um 5.00 Uhr werde ich von einer abreisenden Gruppe geweckt. Gleich
stehe ich auch auf und stürze mich um 1/2 6 Uhr aufs Rad. In Rawa
Mazowiecki mache ich Frühstückspause und um 12:30 Uhr bin ich
in Warschau. Das Rad gebe ich gleich in der Gepäcksaufbewahrung ab
und dann gehe ich auf Quartiersuche. "Holiday Inn" ist zu teuer, Vor dem
Metropol-Hotel fängt mich Herr Prcak Edward, ul. Dwernickiego 16 ab
und bietet mir etwas ausserhalb des Zentrum ein Bett an (40 DM). Ich werde
im Wohnzimmer untergebracht. Nach Brausen und Umziehen erkunde ich die
Stadt. Ich kaufe gleich die Fahrkarte nach Zell am See.
Gefahrene Kilometer: 134
Samstag,
7. August 1993
Das Rad aufgeben ist manchmal eine bürokratische Tortur - aber
da sind sich viele Staaten (besonders in Osteuropa) ähnlich: Am Schalter
benötigt die Dame 10 Minuten, um ein einfaches Formular auszufüllen.
Damit muss ich zum Zoll. Dort komme ich ins Büro und warte bis ein
junger Schnösel einen Eintrag in sein Buch macht (Pass vorlegen).
Dann holt seine Kollegin einen Stempel, er stempelt den Radschein, dann
holt er ein (Papier)Siegel, klebt es auf und dann muss noch seine Kollegin
gegenzeichnen.
Aber dann geht es schnell: Ab Warschau 8.55 Uhr, an Wien 17:00 Uhr,
ab Wien 18:40 Uhr, an Zell am See 23:40 Uhr |