Eigentlich sollte diese Reise in die Ukraine nach
Lemberg, Waldkarpaten und Galizien gehen. Da ein Visum für die Ukraine
aber nur bei Vorliegen von Hotelbuchungen (ab 150 DM pro Nacht) verfügbar
ist und die Hotels laut der mir vorliegenden Informationen zu weit auseinander
liegen (300 km), hab ich es dann abgeblasen. Wer es besser weiß -
ich bin an Informationen an Alleinreisen in der Ukraine interessiert.
Diese Reise beginnt mit einem Fehlschlag. Ich habe das Rad 1 Woche
vor Abfahrt nach Kosice (Kaschau - Ostslowakei) gesandt. Bisher hat das
Versenden immer super funktioniert. Aber ich kommme in Kosice an, aber
mein Fahrrad ist noch nicht da. Ich bleibe 2 Tage in Kosice (Hotel Europa
330 Kronen = 18 DM), aber das Fahrrad kommt nicht. Ich fahre dann wieder
per Bahn zurück nach Zell/See. Nach 4 Tagen kommt auch mein Rad aus
der Slowakei zurück (Auf dem Adress-Anhänger sind Stempel von
Wels, Nürnberg, Pilsen, Fridek-Mistek, Bratislava und Kosice).
3 Wochen später breche ich zum 2. Versuch zu dieser Tour auf. |
Mittwoch,
14. August 1996
Das
Fahrrad schicke ich an die slowakische Grenze, Wolfsthal in Niederösterreich.
Dort finde ich es vor und fahre damit über die Grenze nach Preßburg.
Dort steige ich mit dem Fahrrad in den Zug nach Kosice und fahre
innerhalb weniger Wochen zum 3. Mal diese Strecke. Nächtigung im Hotel
Europa in Bahnhofsnähe. |
Donnerstag,
15. August 1996
 Bei
gewittrigem Wetter geht es los. Gleich nach Kosice ein Anstieg, auf dessen
Höhe ein russisches Denkmal (mit Panzer) steht, das auf die Befreiung
von den Deutschen durch die Rote Armee hinweist
Dafür geht es gemütlich bergab bis zu ungarischen Grenze
bei Satoraljaujhely. In Sarospatak (mit speziellen Baustil) habe ich gutes
Gulasch mit Kartoffeln gegessen.
In
Tokaj, einem lieben Fremdenverkehrsort am Zusammenfluß von Bodrog
und Theiß mit Badegelegenheit, probiere ich natürlich den Tokajer
Wein. In der Flussniederung an der Theiß sind viele Rinder- und Schafherden
mit ihren Hirten.
Hier in Ungarn sind die Orte sehr sauber.
In Nyiregyhaza (schöner Platz, gepflegte Häuser) nächtige
ich.. |
Freitag,
16. August 1996
Um 7.30 fahre ich bei strömendem Regen ab. Der Regen hört
nicht auf. Die Hauptstraßen sind für den Radverkehr gesperrt,
naja (es hat keiner gemerkt, dass ich trotzdem dort gefahren bin). Bis
auf die Haut naß komme ich in Debrecen an. In einem Cafe trockne
ich mich 2 Stunden und tröste mich mit Tee. Dann komme ich zur rumänischen
Grenze. Im Regen bleibt nichts trocken. (Am Abend bemerke ich, dass nur
die Schmutzwäsche im Plastiksack trocken ist). Im Paß findet
der Zollbeamte nur einen kleinen trockenen Fleck und schreibt dazu "con
bicicletta".
Der regnerische
Tag geht in Oradea zu Ende. Im Sala Sportu finde ich ein Zimmer (58600
Lei = 25 DM). Ich lege alles zum Trocknen im Zimmer auf - jedes Teil extra
- jeden Geldschein extra. Nach dem Umziehen wandere ich bei trockenem Wetter
durch Oradea (Großwardein). Der Baustil ist entzückend - eine
besondere Art von Jugendstil - wie in Subotica im nördlichen Jugoslawien.
Berge von Melonen werden verkauft: mit dem Messer schneidet der Verkäufer
einen kleinen pyramidischen Keil aus der Melone, der Kunde kostet den inneren
Teil, dann wird der Keil wieder zurückgesteckt und die Melone ist
gekauft. |
Samstag,
17. August 1996
Alles
ist feucht bis naß. Das Rad ist bei diesem trüben (nicht regnerischen)
Wetter meine Wäscheleine. Durch leicht hügelige Landschaft fahre
ich über Salonta und Chrisineu Cris Richtung Arad. Gänse, Rinder,
Schafe, Pferde nutzen anbaufreie Flächen als Weide. Es schaut aus,
als ob Wassermelonen das Grundnahrungsmittel sind - überall werden
sie bergeweise angeboten. Am Straßenrand der Dörfer werden Tomaten
und anderes Gemüse verkauft.
Ich finde viele zerbrochene Auto-Fensterscheiben: Es scheinen die Dacias
(98% der rumänischen Autos) nicht besonders gut zu sein. Alle
2-3 km steht einer am Straßenrand, das Auto hochgebockt, Rad getauscht
oder die Windschutzscheibe kaputt, oder Motordeckel offen. Auf einem Straßenstück
mit Schotter liegt alle 100 m ein Glasscherbenhaufen - zerbrochene Windschutzscheiben.
Ein trüber Tag geht in Arad zu Ende. Arad hat auch diesen seltsamen
Jugendstil. Hotel Central 112000 Lei = 55 DM. |
Sonntag,
18. August 1996
Heute soll es auf schnellstem Wege zurück nach Ungarn gehen. Zur
Grenze hin wird der Verkehr immer weniger, nur mehr LKW sind unterwegs
- und ein paar Eselsfuhrwerke ... Immer wieder schaue ich auf meine Karte
am Lenker und da passiert es. Ich krache in ein Eselfuhrwerk. Der droben
sitzende Bauer blickt nur kurz zurück, sonst gibt es keinerlei Reaktion
von ihm. Ich liege da, die Vordergabel des Rades ist verbogen. Notdürftig
biege ich sie soweit, dass ich zumindest weiterradeln kann.
Endlos
lange Gerade, leicht hügelig, Gänse in Massen. Dort wo auf kleineren
Flächen Melonen und Blumen angebaut werden, sind kleine Hütten,
wo offenbar ein Wächter wohnt, auch mit Hunden.
An der Grenze verlasse ich Rumänien (nur LKW-Schlange). Der ungarische
Zoll lässt mich nicht hinüber - dieser Übergang ist nur
für LKW. Bitten und Erklärungen (auf deutsch), dass mit dem Fahrrad
ein Umweg nicht so leicht sei - regen sein Erbarmen, aber nur solange bis
ein zweiter Zöllner erscheint und dann nichts mehr geht. Ich muss
zurück nach Pecica und fahre dann über einen Betonplattenweg
nach Turnu.
An diesem Grenzübergang ist ein langer PKW-Stau (2-3 Stunden).
Gut, daß ich mein Rad habe. 5 Minuten - und ich bin in Ungarn. (Schließlich
sind es 70 km Umweg geworden, den ich wegen des falschen Grenzübergangs
machen muss).
Das es spät geworden ist, suche ich in Mako den Bahnhof. Ich lese
einer Frau aus dem Baedeker das ungarische Wort für Bahnhof . Sie
schaut mich an, ich zeige ihr dann das Wort gezeigt. Sie sagt: "Ah! xxxxxx!!".
Das ist offenbar das Wort für Bahnhof, nur anders ausgesprochen, wie
ich getan habe.
Spät abends komme ich in Szeged an. |
Montag,
19. August 1996
Nach der Nacht in Szeged radle ich weiter durch fruchtbares Gebiet
über Bordany - Kiskunhalas - Kiskörös - Solt nach Apostag
(Nest). Dort übernachte ich in einer neuen Pension, in der auch italienische
Jäger ihren Aufenthalt nehmen. |
Dienstag,
20. August 1996
Um 1/2 6 Uhr fahre ich mit dem Ziel Budapest los. Dort treffe ich dann
beim falschen Bahnhof ein. Der West-Bahnhof ist für Züge Richtung
Osten. Der Bahnhof Keleti ist Richtung Wien.
Rad aufgegeben - in den Zug gesetzt - "Wie schön ist es, Zug zu
fahren!" |