Moldawien 2019

Bilder
25.11.2019
Zwischenstation Wien
Bilder
Warum Moldawien?
Bisher war ich zweimal in Moldawien mit dem Rad (2003 und 2010).
Diesmal lege ich den Schwerpunkt aufs Geocachen. Moldawien ist einer der weißen europäischen Flecken auf meiner Geocacherlandkarte und eine Fluglinie bot günstige Flüge an. Also verknüpfte ich diese beiden Variablen. Moldawien soll mein 42. Geocacherstaat werden.


Moldawien (Republik Moldau) ist einer der ärmsten Staaten Europas, nach dem BIP pro Kopf das wirtschaftsschwächste Land in Europa. Ein Viertel der Bevölkerung ist daher ins Ausland abgewandert; von dort überweisen diese Emigranten Geld in die Republik Moldau, das in der Summe mehr ausmacht als dessen BIP.

25.11.2019
Chisinau
Bilder
In der Früh habe ich in Wien noch einige Fotos in den Außenbezirken gemacht. Nach einem ausgiebigen Frühstück habe ich mich zum Flughafen aufgemacht.
Diesmal habe ich wegen der erwarteten niedrigen Temperaturen viel warmes Zeug eingepackt (was sich bereits heute am Abend als sehr sinnvoll erwies). Daher gabs einen zusätzlichen Koffer, für den ich hin und zurück genauso viel bezahlen musste wie eine Flugstrecke gekostet hat.

Der Flieger war bummvoll, mit 1 Stunde Verspätung und nach 1 1/2 Stunde Flug landeten wir in Chisinau (russisch Kischinev) - Flughafenkürzel KIV.
Gleich nach der Gepäcksausgabe, nach Zoll zielte ich auf den Stand von Moldcell hin. Hier holte ich mir um 50 Lei (=2,50€) eine Datensimcard für 4 GB. Damit dürfte ich schon auskommen. Ich benötige sie nur zum Nachgugln dort, wo kein WLAN da ist.
Beim Sixt habe ich dann mein Auto abgeholt, mein Navi installiert und schon bin ich im Dunkeln durch die verkehrsmäßig bummvolle Stadt zum Hotel am anderen (nordwestlichen) Ende der Stadt gefahren. Was ich trotz meiner Vorbereitung nicht wusste, dass es sowas wie eine rote Welle bei den Ampeln gibt. Gefühlte 100 Ampeln waren da, die beim Annähern schon auf Rot umschalteten.
Das Hotel erwies sich als Wohnblock, in dem eine Wohnung als Ferienwohnung eingerichtet ist. Eine Aufschrift mit dem "Hotel"namen (Alba Julia) fand ich nicht. Erst als ich beim Besitzer anrief, erschien er 20 Minuten später - und mir war schon saukalt. Das Apartment ist sauber, gut ausgestattet, warm(!) und hat ein SuperWLAN. Für die 4 Nächte waren 110 € fällig.
Noch schnell zum Bankomaten und zum Supermarkt um ein Abendessen produzieren zu können (Käsebrot mit Tee) und zurück in die warme Wohnung - alles bereitmachen für den morgigen Chachertag.
Dann habe ich noch die österreichischen TV-Nachrichten geschaut.
Erkenntnis des ersten Tages: es gibt neue Autokennzeichen, also da ist auch was zu tun!

26.11.2019
Chisinau
Bilder
Um 06:00 Uhr war es noch dunkel. Genau der richtige Zeitpunkt um den nördlichen und mittleren Teil Moldawiens zu becachen.
Fast allein war ich Richtung Nordwesten unterwegs. Hügelrauf und hügelrunter - das war der Verlauf der heutigen Fahrt. Ich erlebte heute auch sämtliche Varianten von Straßenbeschaffenheiten. Viel war klaglos asphaltiert und erlaubte eine Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h. Aber es gab auch asphaltierte Straßen, deren Asphalt nur die Begrenzung der Schlaglöcher darstellte - also eine richtige Vulkanlandschaft. Hier konnte ich teilweise nur im Schritttempo vorwärtsgleiten. Ein nicht unerheblicher Teil waren Straßen ohne Belag. In Island werden diese Straßen als gravelled roads bezeichnet. Teilweise sauber eingesandet, dann wieder sehr grob geschottert, aber auch mit entsprechenden Löchern - alle Varianten gabs heute. Aber so ist das eben.
Das erste Ziel war das Kloster von Capriana.
Hier fand ich in der Außenmauer den ersten moldawischen Cache - hurrrraaa!!! Das Klostergelände in den Mauern war weitläufig und auch ein Ziel einer Vielzahl von Pilgern. Diese waren zwar um die Uhrzeit (07:00) nicht da, aber die Sitzgelegenheiten waren ausreichend. Das Besondere war ein Sprudelbrunnen mit blauem Wasser (warum? Weiß ich nicht).

Weitere 30 km waren bis zu einem Kreisverkehr inmitten des Waldes zurückzulegen. Ich suchte die Bäume in der Umgebung nach einer Dose ab (hängend) und beschloss, dass es diese nicht mehr gab (ich fand Bruchstücke davon). Ich hinterließ eine meiner Ersatzdosen.



Der Wald war von lockerem Bestand, Föhren und Kiefern. Die Straße selber war als breite Schneise angelegt, neben der eigentlichen Fahrbahn war das grobe Bankett mindestens ebenso breit, und daneben noch eine abgeholzte Grünfläche.
Eine kleine Fahrpause versprach der Weg zum höchsten Berg von Moldawien - dem Balanesht. Der Dealul Balanesti ist ein Hügel und mit einer Höhe von 430 m die höchste Erhebung Moldawiens. Nach einem ersten Versuch, möglichst nahe an den Berg heranzukommen scheiterte wegen meines Navis, das unbedingt auf einen 2,5 km langen Fußweg bestand. Genaueres Kartenstudium am Garmin-GPS führte mich weiter zum Ziel. Die 'Straße' war immer enger, unbefestigt, steiler.

Ich parkte so ziemlich am Ende der Straße bei einem Haus, dessen Besitzer mich argwöhnisch begutachtete. Ein freundliches Hallo meinerseits glaubte ich mit einem kurzen Nicken beantwortet zu sehen.
Dann als rauf auf den Berg, zuerst den schlammigen Weg weiter, der flacher und trockener wurde. Nach einer 3/4 Stunde kam ich zu meinem Ziel, der blauen Dose.

Etwas höher und ganz oben auf dem Berg war eine Sendestation.



In 1/2 Stunde war ich dann zurück. Hier klopfte ich vor dem Einsteigen den Dreck von meinen Schuhen - ganz gelang das nicht, so klebte der Dreck.


Auf der Weiterfahrt war ich dann schon etwas sorgloser auf den Schotterstraßen und erreichte bis zu 70 km/h. Kurz vor Ungheni wartete bei der Ortstafel schon ein Hund auf die Wurst, die ich kurz zuvor gekauft hatte. Er bekam sie auch und er verzog sich nach anfänglichem Gebell zurück.
Ungheni ist Grenzstadt zu Rumänien (weiter nach Iasi). Hier gibt es eine Eisenbahnbrücke über den Pruth nach Rumänien - entworfen von Herrn Eiffel - ja DEM Eiffel). Im Norden bei Sculeni (das war der Grenzübergang meiner Radreise 2003) gab es noch 2 Caches.
Der nördlichste Punkt heute war das kleine Dörfchen Buciumeni. Hier hatte das Federvieh das sagen. Mitten auf der Straße lagerten sie, das Auto wurden (fast) ignoriert, Puten, Hühner, Enten, Gänse haben hier Vorrang. Wieder mal war ein Ende der Welt erreicht - ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit.
Was mir heute besonders gut gefallen hat, waren die Schulkinder, die mit ihren Taschen am Rücken die Straßen nach Hause trotteten. Keine Eltern, die ihre Kinder chauffierten, kein Schulbus - dafür viele kleine Schulen.

Der Schulweg zu Fuß ist meist ein Erlebnis.
Um drei Uhr machte ich mich auf, die 140 km nach Chisinau zurückzulegen. Gegen 17:00 Uhr (es war schon dunkel) kam ich nach Hause.


8 Geocaches waren die Ausbeute des heutigen Tages. 3 habe ich nicht gefunden bzw. waren nicht mehr da.

27.11.2019
Chisinau
Bilder
Nachdem ich gestern nur einen Teil der geplanten Geocaches gefunden hatte, machte sich die Erkenntnis breit, dass ich die nördlichen und südlichen nicht erreiche. Eine Strecke von 100 km ist nicht in 1 Stunde zurückzulegen. Der verkürzte Tag (um 07:00 wirds hell und um 16:30 dunkel) lässt weite Routen nicht zu.
Vor der Fahrt nach Transnistrien war ich noch in Weinbaugebieten und am Erholungsteich unterwegs.






Dieser Tag war der aufwändigste zum Planen. Die Geocaches in Transnistrien warten darauf, dass sie von mir gefunden werden.
Thema Transnistrien: Dieser Teil von Moldawien (Republik Moldau) liegt östlich des Dnistr und hat sich einseitig von Moldau abgekoppelt. Transnistrien wird dort Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika (PMR) genannt. Was sagt Wikipedia? Dieser schmale Landstreifen ist ein Rest Russland - kyrillische Schrift, eigene nur dort gültige Währung (Rubel), eigene Autokennzeichen, eigene Mobilfunkprovider, eigene Pässe, und steht unter der Fuchtel von Russland. Auf öffentlichen Gebäuden sind die transnistrische und russische Fahne aufgezogen. Es wird immer wieder als „letzter Rest der Sowjetunion“.
Die dortigen 8 Geocaches wollte ich heute machen. Mit dem Mietwagen der Firma Sixt durfte ich nicht nach Transnistrien einreisen. In der Erklärung zu den Caches wird zudem ein lokaler Begleiter nahegelegt, vor allem da man als Cacher ja irgendwo herumsucht - und das kann Aufmerksamkeit der Polizei erregen. Also habe ich den Besitzer (Owner) kontaktiert, der den Kontakt mit einem Begleitservice (nicht so, wie man meinen könnte) herstellte. Also buchte ich einen Fahrer mit Auto, der Ahnung haben sollte, was Geocaching ist. Vor zwei Wochen haben wir den Termin fixiert und heute pünktlich um 10:00 Uhr traf ich mich mit Simon in Anenii Noi.




Ich erklärte ihm, was ich wollte - nur cachen. Er glaubte eigentlich mit mir eine Touristentour zu machen (also Panzer, russische Denkmäler, Siegesmonumente und ähnliches). Er war verwundert, dass ich das ablehnte. Ich zeigte im auf meinem Navi wo ich hinwollte und los gings.
Kurz vor der nichtoffiziellen Grenze zum anderen Moldawien kontrollierte die moldawische Polizei, danach ein zweiter Kontrollposten, dann der (den es eigentlich nicht gibt) PMR-Grenzoffizier, hier bekommt man eine Immigration-Card (heute für nur 12 Stunden) kostenlos. Dann war es vorbei mit der Kontrolliererei.
Die erste Stadt war Bendery mit einem Panzer auf der Kreuzung. Beim Eisenbahnmuseum kroch ich unter den letzten Wagon und holte die Dose heraus.

Simon lachte und begann um mehr Information zu fragen.
Weiter nach Tiraspol (Panzer auch hier) - [2 Dosen]. Eine davon war unter einem riesigen Laubhaufen, den ich aber nicht zerlegte, sondern hier muss ein Foto als Log dienen.
Kurz begutachte ich Lenin auf der Säule, Ministeriumsgebäude und (natürlich) Panzer.



Ich fand auch das Büro, wo ich vor Jahren meinen Aufenthalt in Tiraspol bestätigen lassen musste.

Es ist erstaunlich was sich hier alles (zumindest optisch) geändert hat.
Im Süden der Stadt war ein lost place - eine sowjetische Fabriksruine Herberge für den nächsten Cache.

Lost Places sind immer sehr eindrucksvoll. Der Owner hat mir recht genau beschrieben, wo die Dose liegt. Ich durchstöberte trotzdem das Gelände, fand dabei viele Welpen und Katzen, die sich sonnten.

Schließlich wurde ich fündig - und das war's.
Die im Norden von Transnistrien gelegenen 3 Caches habe ich dann aus Zeitmangel nicht gemacht.


Bei der Rückfahrt besuchte ich noch die beeindruckende Festung in Bender(y), die Teil einer 4-Festungsanlagen ist.
Die Zeit lief, die Sonne ging unter und zurück in Anenii Noi übernahm ich wieder mein eigenes Auto.


Bei der Rückfahrt winkte mich die Polizei an den Rand. Ich blieb stehen (wie sollte ich auch nicht), driving license and carpapers. Ich musste aussteigen und zum Polizeiauto gehen.

Dort zeigte er mir die Messung des Radars - 85 km/h. Und dabei sind fifty erlaubt. Ich schaute entsprechend geknickt und erschrocken drein (versuchte ich zumindest). Er zeigte mir einen Strafbescheid mit 1800 Lei (=90 €). Ojeoje! Er bat mich dann ins Polizeiauto hinein, ich musste die Türe zumachen. Dann redete er auf Rumänisch auf mich ein, ich wirkte geknickt. Was tun? Ich fragte ob ich mit Bankomatkarte oder Kreditkarte zahlen könne. Er sagte cash. Damit war aber sein englischer Wortschatz erschöpft.
Ich legte ihm einen 200-Lei-Schein (10€) hin und noch einen zweiten. Er nahm die beiden, sagte "karascho", gab mir meine Papiere und hieß mich aussteigen. Ich dachte - da bin ich ja gut weggekommen. Zurück beim Auto wurde ich nochmals ins Polizeifahrzeug geholt. Er versuchte mit klarzumachen, dass ich meinen Chef, Direktor, Firma anrufen solle (warum, war mir unklar) - er hatte das Sixt-Auto nicht als Mietwagen interpretiert, sondern vermutete eine (reiche) Firma dahinter. Ich stellte mich dann etwas unverständig - und endlich brachte ich das Zauberwort "Turist" heraus. Ein freundliches Lächeln erschien bei ihm "Turist, karascho", dann folgte eine rumänische Belehrung, er gab mir die 200 Lei wieder zurück (die hatte er ja sowieso ohne Quittung übernommen) und entließ mich (ohne finanziellen Verlust). Ist doch toll.
Den Weg nach Hause bin ich dann brav nach Vorschrift gefahren.
In Chisinau habe ich dann (den ganzen Tag nichts gegessen) in einem Meathaus (Imbissstube) ein warmes Essen verzehrt.

28.11.2019
Chisinau
Bilder
Tag 4 der Geocaching Tour
Ein Blick aus dem Fenster um 05:30 Uhr zeigte mir, dass alles verschwunden ist. Nebel, Nebel, Nebel.

Ich hoffte doch, dass bis Mittag - da wollte ich in Orheiul vechi sein - die Sonne lacht.
Bis ich dann wegkam, hat sich zwar das Tageslicht eingestellt, der Nebel war geblieben. Na und? Geocachen kann man auch bei geringer Sicht.
Nördlich von Chisinau liegt ein deutscher Soldatenfriedhof.

Hierher werden deutsche Soldaten von verschiedenen Grabstellen umgebettet. "Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens" - das steht dort als Zitat von Albert Schweitzer. Solche Kriegsfriedhöfe jeglicher Art und von jedem Volk sind bedrückend, machen mir aber jedes Mal bewusst, in welcher friedlichen Zeit ich lebe und dass der Friede kein endgültiger Zustand ist.
Moldawien zählt heute zu den 10 besten Weinbauländern der Welt.

In der Stadt Cricova ist eines der größten Weinsammlungen der Welt. Im 120 km langen unterirdischen Labyrinth lagern 1,25 Millionen Flaschen. Natürlich ist das eine DER touristischen Attraktionen in Moldawien. Hier findest Du Informationen dazu. Oberirdisch sieht man nur die Eingangstore zur Unterwelt, Parkplätze, Souvenirshops - derzeit aber totale Nebensaison. In dem Labyrinth sind die Straßen teilweise nach Weinen benannt.



Die Weinpflanzen ruhen derzeit bei frostigen Temperaturen.
Und wieder kämpfte ich im Nebel zur nächsten Attraktion (was für mich immer Geocache bedeutet).
Orheiul vechi habe ich heute optisch nicht erleben können. Du kannst aber hier Bilder anschauen. So schaut es aus, wenn es nicht so wie heute ist. Dazu musst Du Dir unbedingt das Filmchen anschauen.



Orheiul vechi (es gibt etwas entfernt auch die Stadt Orhei - ohne vechi) liegt in einer Schlinge des Flusses und am Hügel ist ein Kloster (die sind überall, wo es schön ist) und daneben eine Höhlenkirche (die ich vor Jahren mit dem Fahrrad besucht hatte). Am Fuße des Hügels liegt das Dorf Butuceni.



Bei der Klosterkirche wurde ich von einem Hund mit seiner Hütte vor dem Loggen bewahrt. Auf der einen Seite der Mauer war die Hundehütte, auf der anderen Seite der Mauer waren Bienenstöcke - also mit der Fauna konnte ich es nicht aufnehmen und verzichtete auf das Herumsuchen.
Frost war heute das beherrschende Thema.
Da in der Hauptstadt noch einige Caches abzuholen waren, kurvte ich auf Schotterstraßen zurück nach Chisinau. An einem der vielen Kreisverkehre gibt es auch viel Polizei und gab es früher viele Polizeiwachbauten. So konnte ich den wunderbar stylischen (C sei Dank) Beobachtungsposten (einen wahren lost place) besteigen.

Irgendwer (es war M) hat mal gesagt, dass im Kommunismus, bei den Russen oder so Bauten, die nicht mehr gebraucht werden, einfach dem Verfall preisgegeben werden und daneben baut man ein neues Ding hin.
Zurück in Chisinau umkreiste ich den See und stöberte im Wald herum - fand natürlich einiges!
Am Bahnhof gibt es eine Dampflok, die wie ein Spielzeug ausschaut und ganz vorne hängt die Dose (kannst ja mal hinfahren und die Dose holen).

Bahnhöfe liebe ich, also hinein in das neue Gebäude, die zwei Bahnsteige waren menschenleer und zugleer - die Geleise in russischer Breitspur. Das Bahnhofinnere war auch leer - trotzdem gab es eine internationale Kassa, eine nationale Kassa und eine Kassenaufsicht (mit eigenem Büro) und einem Informationsschalter.

Dazu noch eine kleine Bar, zwei Kaffeautomaten, eine Halle mit Marmor verkleidet und natürlich einen Fahrplan.

Darauf fand ich für den heutigen Tag 3 Züge nach Moskau (immerhin 1350 km Fahrzeit 30 Stunden), einen nach St.Petersburg und einen nach Bukarest.


Ich blieb beim Bahnhofs Café, wo sich mehrere Leute um den Fernseher scharten und wartete, bis um 16:45 (eigentlich 16:58) der Zug nach Bukarest abfuhr.

4 Wagons standen bereit mit Liege- und Schlafabteilen. Passagiere waren nur wenige da. Eine Diesellok wurde kurz vor der Abfahrt angehängt und machte einen Mordslärm. Wie beim Film Orientexpress (den mit Peter Ustinov) starte die Lok beim Abfahren die drei Scheinwerfer, machte Lärm und tuckerte in den Nebel hinein.
Kalt wars, müde war ich, also ab zu meiner Wohnung. Das Navi zeigte 8 km in 20 Minuten an - das Navi kann das. Aber das Auto brauchte 65 Minuten für diese Strecke - auch nicht schlecht. Der Verkehr ist dicht, alle Ampeln rot, an manchen Kreuzungen winken und pfeifen Polizisten (eine Tätigkeit, die in Krimis immer als Strafposten dargestellt wird), die Autos fahren kreuz und quer. So zumindest sieht man es als unbeteiligter Fußgänger. Als Autofahrer (und ein solcher bin ich diese Tage) ist das alle mit Gelassenheit zu betrachten. Keine hupt!!! Jeder lässt den anderen in die Spur, Fußgänger haben immer Vorrang, will man abbiegen und ist auf der falschen Spur, dann blinkt man und wird sofort vorgelassen. Das ist für mich eine Fahrweise, die äußerst angenehm ist. Außer man fährt zu schnell, aber das ist eine andere Geschichte.
Bilder sind am Server und ich trink jetzt ein Chisinau Blonda Bier und dann geh ich schlafen.

29.11.2019
Noch immer Chisinau
Bilder
Nachtrag zu Transnistrien:
Vor der russischen Botschaft in Tiraspol war eine Menschenansammlung älterer Leute. S - mein Begleiter - erklärte, dass diese moldawischen Bürger um einen russischen Pass ansuchten, um die höhere russische Pension zu erhalten, aber in Moldawien wohnen bleiben - statt 100€ sind es dann 150€.
In den Dörfern stehen viele Häuser leer und verfallen, junge Leute wandern ab, Ältere sterben weg. Diese Häuser mit Grund kann man günstig kaufen (50.000€ - 100.000€). Und das machen Städter auch.
Transnistrische Rubel sind nur in der PMR verwendbar. Ich wollte in die Festung Bender gehen, der Eintritt war 60 moldawische Lei (3€). Ich wollte mit einem frisch aus dem Bankomaten bezogenen 200-mold-Lei-Schein (10€) bezahlen. Sie sagte oje (wegen der 200) und könnte nur in Rubel rausgeben. Was ich dann nicht wollte. S war überrascht, dass sie überhaupt Lei genommen hat. In (dem richtigen) Moldawien kann man mit den Rubel nichts anfangen, denn der Staat erklärt diese Zweitwährung auf seinem Gebiet natürlich als illegal. Nichts desto trotz gibt es in der Grenzregion Möglichkeiten mit Rubel zu bezahlen.
Zu den Kontrollen beim Grenzübertritt: von MD kommend ist die erste Kontrolle einer eher nicht Kontrolle, das steht ein MD-Polizist (kein Soldat) und man fährt kurvig (wegen der Schranken) durch und wird beäugt. Die nächste Kontrolle ist wieder die MD-Polizei (nicht Grenzdienst, weil es ja keine Grenze gibt) die im Rahmen der normalen Polizeikontrolle Pässe und Kofferraum kontrolliert. Dann kommt man auf das Gebiet der PMR, wo die erste Kontrolle eine eher Nichtkontrolle ist, bei der zweiten Kontrolle muss man ins Zollhaus, Pass herzeigen, dieser wird gescannt und die Migration-Card wird erstellt. Diese benötigt man natürlich bei der Ausreise, wobei sie mir nicht abgenommen worden ist.
S hat zwei Reisepässe. Den transnistrischen (der nirgends gilt und einen Personalausweis in der PMR darstellt) und einen moldawischen Pass. Diesen bekommt er in Varnitsa, der moldawischen Stadt im Norden der PMR-Stadt Bender.
Er hat gesagt, das Ganze geht friedlich ab, er kann PMR-MD hin und herfahren, obwohl es so militärisch ausschaut, kann man mit der Situation gut leben. Er verdient sein Geld mit Webseitenoptimierung und erhält den Gehalt in Rubel.
Sheriff ist das größte Unternehmen in Transnistrien. Dazu gehören der Spirituosenhersteller Kvint, der Mobilfunk Interdnestrkom, Tankstellen, Verlagshaus, Großbäckereien, Supermärkte, Fernsehstationen, Werbeagentur, Mercedesvertretung, Fußballclub Sheriff Tiraspol mit 200 Millionen Dollar erbautem Stadion mit Luxushotel, ist Betreiber der Kasinos und auch in Banken involviert. Da ist es doch nicht verwunderlich, dass die beiden Besitzer großen Einfluss auf die Politik haben sollen. Sheriff deshalb, weil es sich um ehemalige Polizisten handelt.

29.11.2019
Flughafen Chisinau
Bilder
Der Tag 5 der Geocacherreise nach Moldawien.
Früh auf (wie immer), zusammengepackt, Vermieter zum Check-out bestellt, Schlüssel übergeben, raus.
Die gestern abendliche Planung beim Chisinau-Bier erbrachte folgenden Tagesablauf: in 80 km ist noch eine Dose zu holen. Da der Flug erst am Nachmittag geht, lässt sich noch machen. Es hat geregnet und daher war es viel milder. Heute ´war ein besonderer Tag, alle Straßen (fast alle) waren bestens ausgebaut, breit und wenig Verkehr - also kann man richtig dahindüsen (mit 50/70 oder 90). Bei Leuseni ist ein Sowjetdenkmal (eines von hunderten).

Es zeigt die Wege der Roten Armee zur Befreiung(?) Bessarabiens (flächenmäßig fast Moldawien). Dazu ein traurig dreinblickender Soldat aus Beton (offenbar DAS sowjetische Baumaterial).
Ich hatte meine Saunakappe mit dem Sowjetstern mit, um in Transnistrien ein passendes Foto zu machen, aber da habe ich total vergessen drauf. Drum habe ich mir gedacht, bei diesem Denkmal passt es auch.

Über dem Ganzen thront ein Panzer, nona, offenbar hatte die Rote Armee viel zu viele davon.
Hinter dem Stern(loch) hätte die Dose sein sollen, aber da war keine. Ich habe meinen Vorrat an Ersatzdosen schon aufgebraucht und habe daher ein einfaches Logbuch in Nylon hinter den zweiten 4er.
Bei diesem Rastplatz gibt es natürlich auch ein Brunnenhäuschen, ein Rasthäuschen und massenweise Müll.


Immer wieder sind mir am Straßenrand "Ameisenhaufen mit Maibaum" = Sandhaufen aufgefallen.

Zuerst habe ich keine Acht gegeben, dann habe ich mir Gedanken über diese Haufen gemacht.

Sind das Haufen für Straßenarbeiter, um das Bankett aufzuschütten? Aber die Haufen sind ja immer bei Steigungen auf der bergfahrenden Spur. Dann ist es mit geschossen - diese Haufen dienen im Winter als Streumaterial. Da kann jeder, dessen Auto hängen bleibt, den Sand unterstreuen. LKW müssen sowieso oft Ketten anlegen, sagen die Verkehrszeichen (wenn sie es dann tun). Damit im etwas tieferen Schnee die Haufen auszumachen sind, steckt in jedem ein "Maibaum" = Ast. Schaut recht lustig aus.
Und jetzt auf die 80 km zum Flughafen.
Rinder und Pferde und Ziegen und Kälber sind ganz alleine irgendwo in der Landschaft zum Fressen angebunden.


In Hincesti hab ich das schöne Schloss Manuc Bey entdeckt, das auch ein Museum angeschlossen hat.
Anfangstand bei Auto: 8028, Endstand beim Auto: 9085 = [Excel hilft beim Ausrechnen] 1057 km - nicht schlecht und das bei 33 Geocaches, das sind 32 km pro Cache.


29.11.2019
Wien
Bilder
Wieder ist eine Geocacherreise beendet. Auslöser dafür war ein Angebot von Wizzair, das den Linienflug nach Chisinau aufnahm und das darauf folgende Angebot der Austrian mit besseren Gepäcksbedingungen.
Ich danke fürs Mitlesen und manche Rückmeldungen. Hoffentlich ist nicht zu viel vom Cachen die Rede gewesen - und wenn, warum nicht.


Vorher

 

Nachher