Ukraine - Украïна 2010
Zähler:143
03.08.2010  Album 
Bruck
Die Vorbereitungen auf diese Radtour laufen. Die Streckenplanung ist abgeschlossen. Der Flug ist gebucht (Salzburg-Chisinau / Kiew - Salzburg). Mit Google-Earth schau ich mir die Landschaft an. Mögliche Hotels suche ich per Internet. Die Webseite ist funktionstüchtig. Die Übungen im Kyrillisch-Lesen werden intensiver.

16.08.2010  Album 
Chisinau
Hurra! Angekommen und los geht’s. Das dachte ich wenigstens. Aber...
Beim Aufgeben meines Fahrrades in Salzburg vergaß ich die Luft aus den Reifen zu lassen. Kurz vorm Security-Check erinnerte ich mich, rannte nochmal zum Sperrgepäckschalter - mein Fahrrad war noch da. Ich konnte die Luft raus lassen und verabschiedete mich von meinem Rad, das ich bis Chisinau nicht mehr sehen sollte.
Der Flug ging Salzburg - Wien / Wien - Chisinau. Nach 4 Stunden Warten in Wien, vermisste ich beim Einsteigen mein Rad. Da aber in der Zwischenzeit eine andere Maschine Wien-Chisinau geflogen war, vermutete ich mein Rad bereits am Ziel. Um 16:50 (osteuropäische Zeit) kam ich an. Mein Gepäck war schon da!!! Aber das Rad nicht.
Beim Lost-Luggage-Schalter wartete eine Dame auf mich. Sie wusste schon vom Fehlen des Rades. Das kommt dann morgen um dieselbe Zeit (16:50).
Da stand ich mit meinen 4 Radtaschen, die ohne Fahrrad mühsam zu transportieren sind. Was tun?
Ich hatte mir am Vortag noch 2 Hotels in Chisinau (20 km) herausgesucht. Aber wie kam ich jetzt dahin? Das Problem wurde ganz einfach gelöst. Beim Ausgang standen die ... genau, einer von vielen Taxifahrern. Er musste sich erst bei seinen Kollegen erkundigen, wo das gesuchte Hotel sei. Ich stimmte natürlich seinem Angebot zu (20 Euro), vor allem, da ich ja nur die Adresse vom Hotel Olimpia hatte.
Auf der Tourismusseite der Stadt Chisinau hatte ich dieses Hotel gefunden (3 Stern, Sonderangebot 35 statt 70 Euro pro Nacht). Gefunden hätte ich dieses Hotel selbst nie. In einer Seitengasse eines eher heruntergekommenen Viertels im Hinterhof fuhr der Taxifahrer hin. Das Zimmer stellte sich als ganz gut mit Klimaanlage heraus, was bei den heutigen 37 Grad notwendig ist.
Geplant habe ich, gleich morgen nach Tiraspol und übermorgen nach Odessa zu fahren. Aber ...
Und darum werde ich morgen Vormittag Chisinau kennenlernen. Es gibt ja eh interessante Autokennzeichen hier...

So wird statt 1 Nacht in Chisinau eine zweite Nacht drangehängt.

17.08.2010  Album 
Chisinau
Es ist da!
Nachdem ich gestern aus dem Internetcafe zum Abendessen schreiten wollte (geschritten bin ich nicht, sondern eher zügig gegangen), waren die kleinen Getränke- und Imbissstände schon zu. Es war schon dunkel, die Straßenbeleuchtung noch nicht eingeschaltet, weniger Autos unterwegs (und das nicht immer mit eingeschalteten Scheinwerfern). Es waren nur ganz wenige Leute auf den Straßen unterwegs. Dafür waren die Restaurants voll. Aber auch dort war die Beleuchtung spärlich. Die großen Bäume an der Straße verstärkten den Eindruck noch.
In einem solchen Restaurant tröstete ich mich mit 2 Bieren (je 16 Lei = 1 Euro) und einem Salat. Zwiebeln, rote Tomaten, Paprikastreifen, Oliven, Käse = köstlich.
Zum Hotel führte der Weg zurück durch den großen Park 'Valea Trandafirilor'. Was beim Hinweg einladend wirkte, war im Dunkeln dann wirklich dunkel. Die Bänkchen mit den Pärchen waren leer. Das mitten in diesem Park situierte Restaurant war aber dann doch voller Leute.
Im Hotel zurück, zappte ich durch russische und moldawische Sender - auch auf diesen fand ich nichts Sehenswertes. Dann schlief ich mit dem Gedanken an mein Rad ein - die Klimaanlage funktionierte super.

Heute früh schlief ich seltsamerweise mal bis 1/2 8 Uhr - etwas, das mir selten gelingt und was ich auch nicht will. Beim Verlassen des Hotels wurde ich wegen eines Frühstücks gefragt. Ich hatte nicht damit gerechnet. Kaffee und dazu 2 Spiegeleier mit Tomaten und einem Würstchen wurden mir angeboten. Das Würstchen habe ich nicht mal probiert. Ich esse normalerweise nie Frühstuck - meist erst um 8:00 oder 9:00.

Dann startete ich zu einem Rundgang durch die Stadt los - diesmal ohne in den Stadtplan zu sehen. Immer schön im Schatten durchstreifte ich Wohngebiete mit ihren Hinterhöfen. Viele davon sind mit Plastikmüll verunstaltet. Aber es gibt auch solche mit bestens gereinigten Grünflächen und auch gemähten Spielplätzen. Das saftige Grün auf unseren Spielplätzen vermisst man natürlich hier. Meist ist es hartes bis gar kein Gras - überall Sand.
Bei einem großen Kaufhaus nutzte ich das klimatisierte Cafe zu einem Kaffee.
Weitere Ziele meiner ziellosen(!) Wanderung waren auch die Botschaften der verschiedenen Staaten, die mir Diplomatenkennzeichen einbrachten.
Zum Heimfahren nutzte ich die wunderbare Einrichtung des Minibusses. Der öffentliche Verkehr wird neben den Trolleybussen und normalen Autobussen mit den unzähligen Minibussen durchgeführt. Es passen ca. 15 Personen rein, halb Sitzplätze, halb Stehplätze. Diese Minibusse haben keine Haltestellen. Gehalten wird dort, wo man am Straßenrand die Hand hebt. Schnell rein und Tür zu. Der Einheitspreis beträgt 3 Lei (ca. 20 Eurocent), unabhängig von der Strecke. Die Scheine gibt man dem Fahrer während der Fahrt. Um herausgeben zu können, hält dieser immer ein Packerl 1-Lei-Scheine in der Hand. Hat man im hinteren Teil des Busses Platz genommen, wird das Fahrgeld durch die Fahrgäste bis zum Fahrer weitergegeben und das Wechselgeld kommt ebenso zurück. Zum Aussteigen reicht es, zum Fahrer vorne hin zu gehen. Ich hab's halt gemacht und gesagt: 'Bitte aussteigen' - der hat das glatt verstanden! Hurra!
Genauso bin ich dann vom Hotel mit dem 165-Minibus zum Flughafen gefahren (auch 3 Lei). Nach dem "Abgrasen" des Parkplatzes (Autokennzeichen) wartete ich auf die AUA-Maschine aus Wien. In der Zwischenzeit war ein Gewitter aufgezogen mit Blitz und Donner und Regen. Das verursachte eine Verspätung um 20 Minuten. Mit dem Papierkram, den ich gestern mit der Lost-and-found-Dame ausgefüllt hatte (sie hat ausgefüllt und ich unterschrieben) stellte ich mich beim Schalter an.
Zuerst musste ich in den Zollbereich rein - Sicherheits-Kontrolle meines Rucksackes, in dem sich auch das Werkzeug zum Revitalisieren meines Rades befand. Das Werkzeug musste vorgezeigt werden. Dann kam ich in die Gepäcksausgabe, dort stand mein Rad. Mit diesem musste ich nochmal durch die Zollkontrolle. Erst dann konnte ich in die öffentliche Halle zurück um mein Rad zusammenzubauen (Pedale rauf, Lenker gerade, Luft rein).
Und dann... rauf aus Rad, freuen, zufrieden sein. Ziel war die nächste Tankstelle um den geringen Luftdruck per Rad pumpe zu erhöhen. Aber die nächsten 2 Tankstellen hatten keine Druckluft... Erst nach 12 km fand ich eine Tankstelle mit Luftanlage. Endlich konnte ich den Druck in den Reifen so erhöhen, dass ich mich wie im Himmel fühlte - na nicht ganz so, weil ich ja nicht Weiß, wie man sich im Himmel fühlt.
In der Zwischenzeit hat es stärker zu regnen begonnen. Nass kam ich in meiner Unterkunft ankam. Aber ich habe mein RAD!
Wieder duschen und mit dem nächsten Minibus in die Innenstadt zum Berichtschreiben war das Nächste.
Und für morgen erhoffe ich mir ein erfrischtes Losradeln.

18.08.2010  Album 
Tiraspol
Nach diesem zweitägigen Besuch in Chisinau (für die russisch sprechenden 'Kischinev') stürzte ich mich in das Vergnügen - Radeln. Für den heutigen Tag waren nur an die 70 km geplant - nach Tiraspol.
Die Dame an der Rezeption im Hotel war richtig froh, als ich ihr am Vorabend meinen Verzicht auf das Frühstück kundtat (hihihi, was ich für gewählte Sprache schreibe).
Heute um 6:00 Uhr auf und um halb sieben los. Die Stadt war noch unbelebt, Platz war auf allen Straßen. Am Beginn fuhr ich die Strecke zum Flughafen zurück - leicht bergauf und bergab. Bei bewölktem Wetter und ziemlich kühlen Temperaturen (20 Grad) trieb mich der Wind (einige Rückmeldungen habe ich bekommen, die mir immer Wind in die richtige Richtung wünschten) in Richtung Anenii Noi, der erste größere Ort auf der Strecke.
Ich merkte schon, dass ich heute nicht unbedingt den idealen Tag hatte. Eher lustlos radelte ich dahin (trotz Wind, der mich dann eh wieder in Stich ließ).
In Anenii Noi probierte ich mal wieder meine Bankomatkarte aus - an zwei Automaten scheiterte ich. Also hab ich dann meine eiserne Euro-Reserve ausgepackt und in Lei gewechselt. Käse, Kefir, Brot und Wurst besorgte ich mir für mein Spätfrühstück, das eigentlich kein Frühstück ist, weil es ja schon spät ist.
Nach 5 km fand ich ein ideales Plätzchen mit einem provisorischen Tisch (Baumstumpf) und daneben einer Sitzgelegenheit. Ordentlich deckte ich meinen Tisch, da kam schon ein Aufseher daher gerannt und erklärte mir... Ich verstand gar nichts, merkte aber, dass ich da nicht Pause machen konnte. Ich packte alles zusammen, wobei er mich immer wieder antrieb. Schade...
Es blieb mir nichts anderes übrig, als irgendwo im Stehen zu essen, da es weit und breit keine Sitzgelegenheit gab. Ich überlebte (wie man an diesem Bericht ersehen kann).
Bei einer Tankstelle bekam ich auch meinen Kaffe, der mich voll aufbaute. Mit viel Schwung fuhr ich weiter, vor allem, da auch ein Regenguss während des Kaffees für Erfrischung sorgte.
Kurz vor Bender (Tighina) war eine Polizeikontrolle eingerichtet - mit Maschinenpistolen, Sperrketten, Schranken wurde jeder einzeln durch gewunken und bei Bedarf kontrolliert. Ich kam ohne Kontrolle durch. Nach einem weiteren Kilometer kam ich zum Grenzübergang zwischen Moldau und Moldau. Der zweite Teil Moldawiens (inoffiziell Transnistrien, offiziell Pridnestrowskaja Moldawskaja Replublika) hat sich gleich nach der Unabhängigkeit Moldawiens von der Sowjetunion von Moldawien als unabhängig erklärt. Dieser Teil Moldawiens ist hauptsächlich von Russen und russischsprachigen Moldawiern bewohnt. Der nur von Russland anerkannte Staat bekommt Fördermittel aus Russland, die russische Armee sitzt im Land. Auch eine eigene Währung hat der Teil hier und eigene Autokennzeichen sowieso!

Einen offiziellen moldawischen Grenzübergang nach PMR gibt es nicht, man reist also nicht offiziell aus (dazu dann mehr morgen).
Beim Grenzübergang Teil 1 wurde ich durch gewunken (die Frage nach Marihuana und Pistole beantwortete ich ehrlich mit 'nein').
Der zweite Teil war der administrative Teil. Ein Formular musste 2x ausgefüllt werden. Nach dem Eintippen der Daten in den Computer bekam ich einen der Abschnitte mit Stempel retour mit dem Auftrag, mich innerhalb von 12 Stunden in Tiraspol, der Hauptstadt der PMR bei der Polizei zu melden. Damit standen die Türen (eigentlich Schranken) nach PMR offen.
In Bender fand ich einen großen frisch angelegten Kriegerfriedhof, der noch mit wenigen Gräbern belegt war. Ein an einer Kreuzung errichtetes Polizeihäuschen wollte ich zum Fotografieren des blauen Kennzeichens des Polizeiautos nutzen. Aber ich durfte nicht!!!
Vorbei an Bender blieben noch 10 km bis Tiraspol. Das von mir ausgewählte Hotel Timothy in der Liebknechtstrasse (das ist die Hauptdurchzugsstraße) fand ich - 50 Euro die Nacht (in bar) mit Frühstück(!).
Nach Brausen, Auswaschen allen benutzten Kleidungsstücks (auch das mache ich beim Radeln), machte ich mich auf zur Registratur. Meine 'Hoteldame' erklärte mir, wo. Ich fand auch gleich die Stelle - ein unscheinbares Fenster war für die Registrierung vorgesehen. Halbformular und Pass gab ich ab und nach 5 Minuten bekam ich ein zusätzliches Zettelchen, das die Registrierung bestätigte.
Und hier konnte ich die blauen Kennzeichen fotografieren!

Ich holte mir aus einem Supermarkt ein Erdbeerjoghurt. Da hatte ich Probleme mit dem Bezahlen mit meinen restlichen moldawischen Lei. Die Verkäuferin wollte mich auf die Bank schicken zum Wechseln. Ich stellte mich dumm (manchmal kann ich das ganz gut), dann fragte die Verkäuferin eine Kollegin, ob sie hier in Moldawien moldawische Lei annehmen sollen? Sie tat es - ich bekam halt lauter 'pridnestrove Rubel'(!)' zurück.

Morgen steht die Reststrecke nach Odessa auf dem Programm (90 - 100 km).

19.08.2010  Album 
Odessa
Nachtrag zu Tiraspol. Die Fußballmannschaft ist Meister in Moldawien und war als solcher gestern in Basel zum Spielen. Basel gewann 1:0. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Begebenheit aus dem Vorjahr oder vor 2 Jahren. Da hat ein Spieler oder Trainer vergessen gehabt, die Registrierung zu machen. Der hatte dann bei der Ausreise Probleme. Das Fußballstadion von Sheriff Tiraspol ist ganz neu, ich durfte aber nicht rein - Security.

Heute bin ich bei angenehmer Temperatur mit Frühstück abgefahren. Der Wind blies richtig (nämlich von hinten). Leicht auf und ab, auf schnurgerader Straße fuhr ich locker dahin. Das Stück von Tiraspol bis zur ukrainische Grenze war ausgezeichnet asphaltiert. Das kenne ich nur von den ungarischen Autobahnen und denen aus Litauen, dort ist es ein Traum Autobahn zu fahren.
Für LKWs ab 7 Tonnen gibt es ein Fahrverbot von 7:00 bis 22:00 Uhr. Durch das Gewicht der LKWs wird der Asphalt, der durch die Hitze aufgeweicht ist, verbogen. Es entstehen dabei Spurrillen bis zu 30 cm Tiefe. Die Rillen sind aber trotz Fahrverbot da. Das Asphaltband ist oft bis zum Mitte der Fahrbahn aufgerissen und Schotter und Sand reichen dann weit in die Fahrbahn hinein. Da muss man halt als Radfahrer immer wieder ausweichen.
Die Tankstellen, meist an Kreuzungen gelegen, bieten immer wieder eine Unterbrechung mit Schatten. Dabei gibt es solche, die mit Shops (heißen hier Magazin) sind und solche, bei denen man gar nicht sieht, dass da wer ist. Nur ein kleines Loch hinter dem vergitterten Fenster zeigt, dass es da einen gibt.
Grenze zur Ukraine: Zuerst Polizeikontrolle auf moldawischer Seite durch die PMR-Polizei. Ich hatte mein Zettelchen. Trotzdem musste der Chef her, der ein bisschen Englisch verstand. Es kann aber auch sein, dass mein Englisch so schlecht ist, dass der einfache Zöllner nichts verstanden hat (ist aber nicht so!!!).
Dann wurde ich ohne weitere PMR-Kontrolle durch gewunken.
Auf der ukrainischen Seite musst ich wieder ein 2x-Formular ausfüllen, dann kam wieder ein Chef und dann konnte ich durch. Dabei habe ich alle Autos, die warten mussten, locker überholt.
Ich halte mich gerne in Grenzbereichen auf. Interessant ist, wo genau verläuft die Grenze, sieht man den Grenzverlauf in der Natur oder an der Straßenmarkierung, am Straßenbelag? Sind dort Autokennzeichen besonderer Art? (z.B. Zollfahrzeuge), bringt man die Grenzbeamten zum Lächeln, oder ist da sowieso nichts zu machen?
Gleich nach der Grenze habe ich mal 20 Euro gewechselt, dass wurden dann 200 Griwna. Also Verhältnis 1:10!
Die letzten 70 km nach Odessa gingen ganz flott dahin, heißer wurde es - ca. 30 Grad. Und dann rein in den Stadtverkehr. Alle Autofahrer sind sehr rücksichtsvoll.
Das von mir gewählte Hotel war voll. Ich fand aber ein zweites Superhotel (Black Sea). Nach 1 1/2 Stunden Erholung, Brausen, Trinken, Da Sitzen, Wäsche waschen, Auspacken, Nichts Tun machte ich mich auf.
Und war überrascht: Odessa erwies sich als Stadt mit Flair, mit einer Altstadt, mit schmucken Häusern, mit Schatten, mit allem, was eine Stadt lebenswert macht. Nach Chisinau und dem noch öderen Tiraspol war es erfreulich, dass es so etwas auch gibt.
Katharina die Große hat den Hafen ausbauen lassen und irgendwann war auch 'unser' Kaiser Joseph II auch schon da.
Sehenswert: die Fußgängerzone, der City Garden, Schatten, Gebäude, einfach alles. Odessa ist auch Hafen mit dem 'Schwarzen Meer Bahnhof'.
Und jetzt mach ich Schluss.

20.08.2010  Album 
Mikolajiv
Nachtrag zu Odessa: Was hab ich mir angeschaut? Als erstes bin ich den Katerinenska Boulevard entlang marschiert. Hier war viel Verkehr, aber auch genug Platz für Cafés und Restaurants und natürlich Modeshops (die heißen in Wirklichkeit anders, ich verwende einen unsachlichen Sammelbegriff dafür).
In der Gretska-Straße (griechische) bin ich dann abgebogen, um die Fussgängerzone zu besichtigen. Protzbauten und liebliche Althäuser sind da gemischt. Ganz besonders hübsch war der City-Garden. Der allein macht es wert, nach Odessa zu kommen. Danach interessiert mich der Schwarzmeer-Hafen (Cerno More Woksal). Ein Passagierschiff war gerade ausgelaufen. Daneben ist das beeindruckende Hotel Odessa. Die Verbindung zwischen Hafen und Fußgängerzone stellt die Potemkinsche Treppe dar, die in jedem Reiseführer erwähnt wird, aber auch nur eine Treppe mit 192 Stufen ist.
Und nun zu heute: Nach einer angenehmen Nacht startete ich um 07:30. Es war kühl und ein heftiger Wind blies. Ich hoffte dieser würde halt immer in meine Richtung wehen. Ich dachte sogar ein Unterhemd anzuziehen, unterließ es aber aus modischen Gründen (:-).
Gleich versorgte ich mich mit Getränk für unterwegs: Wasser mit und ohne, auch Kefir hab ich heute getrunken (köstlich!!!).
Gleich nach Beginn fuhr ich nochmal bei Katharina-Statue vorbei. Sie zeigte nämlich genau in die Richtung, in die ich heute wollte (Gott sei Dank, sonst wär ich heute ganz woanders hingekommen).
Durch ein langes Industrie- und Gewerbegebiet trieb mich der Wind (und auch der Verkehr). Ich dachte eigentlich am Meer entlangfahren zu können, aber …
Irgendwann endete die Verbauung und es schien ein Strand in der Nähe zu sein. Viele Leute marschierten Richtung Meer (das ich immer noch nicht sah), auch Verkäufer mit Standartikel. Irgendwo las ich, dass dort der größte Tauschmarkt in Osteuropa stattfindet. Ich hab mich dann nicht sooo dafür interessiert, ich wollte ja weiter.
Nach Fontanka begannen die Limane. Das sind vom Meer ausgefüllte Täler, die weit ins Land hinein reichen. Die kann man umfahren oder per Brücke abkürzen. Den ersten kürzte eine Brücke ab. Der zweite war zu umfahren.
Und das begann Touren-Planung ins Wanken zu bringen. Der Wind, der mich die letzten Tage so brav geschoben hatte, wurde zum Gegenwind. Zwar waren nur 8 km zurückzulegen, aber die hatten es in sich. Ich hatte bisher gar nicht mitgekriegt, dass der Wind sooo stark war.
Bei Juschne (nach 50 km), das ich rechts liegen ließ, kam ich wieder auf die Hauptstraße. Ab hier hatte ich den Wind als starken Seitenwind und das war zäh. Immer wieder musste ich schauen, dass ich nicht von der Straße auf den Schotterstreifen geweht wurde. Mein Kapperl (das ich mir vor 2 Jahren in Ruse/Bulgarien gekauft hatte), wurde mir vom Wind vom Kopf gerissen. Natürlich immer dann, als es bergab ging war es auf einmal weg. Und das ist deprimierend: mitten in bester Fahrt stehen bleiben zu müssen, zurück zu gehen, Kapperl holen, damit ist der ganze Schwung für den Gegenhang dahin. 5x ist mir das passiert!
Links und rechts riesige Sonnenblumenfelder, abgeerntete Weizenfelder, Melonenfelder, auch Wein (Rückblende: Moldawien ist der zehntgroesste Weinproduzent der Erde).
Es war ziemlich öd, zwischen den immer gleich ausschauenden Flächen dahin zu radeln. Nur der Kilometerzähler und der Vergleich mit der Karte bestätigte, dass ich weiterkam.
ABER ich möchte ja auch das Öde erleben. Nur wenn man das immer Gleiche erlebt, wird einem das abwechslungsreiche bewusst. Auch Öde ist schön.
Nach mehreren Pausen (mit Obst, Kefir, Wasserverzehr) näherte ich mich Nikolajev (Mikolajiv). Recht lieblich am südlichen Bug gelegen, fand ich das Zentrum und das von mir gewählte Hotel.
Es waren 139 km.
Der Wind brachte mich dazu, ab morgen nach Süden (mit dem Wind zu fahren) und zwar nach Cherson. Das ist zwar nicht meine Hauptrichtung, aber ich bin ja spontan oder sprunghaft oder …



21.08.2010  Album 
Kherson 1 - Херсон
Der heutige Tag begann mit verspätetem Aufstehen. Erstens war das Frühstück angesagt und erst ab 07:30 verfügbar. Zweitens ist die heutige Etappe 70 km lang. Daher hab ich etwas länger geschlafen – war eh eine öd! Natürlich war das Frühstück erst ab 07:45 da.
Was hatte ich geplant? Kherson liegt oberhalb der Mündung des Dnjepr (Dnipro). Das wird wohl es eine Linienschifffahrt die Stauseen hinauf bis nach Kiew geben. Der Dnjepr ist in seiner ganzen Länge in mehreren Seen aufgestaut. Ich wollte so 200 km am Fluss im Liegestuhl zurücklegen. Im Internet fand ich dazu nur die Informationen der Reiseveranstalter, die ihre Kreuzfahrten Odessa – Kiew anboten. (Variante Planung)
Danach kam Verhängnis Nummer 1 des heutigen Tages: Alles aufgepackt und aufgesessen. Gleich nach den ersten Tritten war im hinteren Reifen total die Luft weg. Ich hatte aber keinen Knall, Zischen oder sonst was Unangenehmes gehört. Also Gepäck runter, Reifen auf optische Schäden untersucht, Pumpe raus und Luft rein. Dann kommen spannende 15 Minuten – hält der Druck? Geht die Luft nur raus, wenn ich draufsetze? Es hielt. Gepäck rauf, Druck blieb, ich rauf, Druck blieb. Mit einem unguten Gefühl fuhr ich los. Immer am Sprung, Pumpe raus usw. Aber die Luft hielt – sogar den ganzen Tag ohne Nachzupumpen.

Dann fuhr ich aber los, anfangs zögernd, dann schneller. Der Wind blies ja sowieso von hinten.

Danach kam Verhängnis Nummer 2 des heutigen Tages: meine Unentschiedenheit. Immer noch zögerte, ob ich nach Norden gegen den starken Wind fahren oder nach Süden mit dem feinen Wind treten sollte. Da bin ich halt mal die Straße rauf ('war doch nicht so stark der Gegenwind'), dann wieder 3 km zurück ('war doch so stark der Gegenwind') und nochmal hin und her!
Dass ich dabei beim Bahnhof von Nikolajiv vorbeikam, war eine willkommene Unterbrechung. Ich mag Bahnhöfe, von wo wohin gehen die Züge, wie oft und wann, wie schaut die Bahnhofshalle aus, wie die Bahnsteige.
Schließlich entschloss ich mich doch. Die Fahrt nach Süden aufzunehmen.

Flott trieb mich der Wind auf der Straße M-14 nach Südosten. In der Schule war 'Mittelmeer – Badewanne Europas' im Geographieunterricht ein Thema. Kein Thema war: “Schwarzes Meer – Badewanne Osteuropas'. Polen, Litauer, Russen, Weissrussen, Moldawier waren mit Gepäck in den Süden unterwegs. Das konnte ich natürlich nur an den Autokennzeichen feststellen. Sogar 3 Wohnwagen kamen mir unter.
Zwischen diesem Urlauberververkehr war auch der LKW-Verkehr stark vertreten.
Am Straßenrand saßen, lagen, dösten die Verkäuferinnen von Melonen, Zwiebeln, Tomaten, Besen, Kartoffeln. Immer waren auch Kinder dort als Verkäufer.
Bei einem Bahnübergang staute es sich, obwohl kein Zug daher kam. Der Niveauunterschied und die Spalten zwischen Asphalt und den Schienen war erheblich, sodass sich alle Fahrzeuge im langsamen Schritttempo darüber tasteten. Die LKWs, die 'östlichen' PKWs (Lada, Schiguli, Wolga), die den größeren Teil bildenden 'westlichen und weit östlichen – japanischen, koreanischen usw.' und auch die großen Panzerautos, die SUVs. Die sind besonders vorsichtig gefahren.

Danach kam Verhängnis Nummer 3 des heutigen Tages: nach der Unterbrechung bei dem Bahnübergang wollte ich voll Schwung auf das Rad steigen. Ich rutschte dabei vom Pedal (das mit Zacken) ab und ich schlug mit dem Knie in dem groben Randschotter auf. Der war so grob (wie Eisenbahnschotter), dass es ganz schön weh tat, Blut rann vom Knie herunter, ich weinte aber nicht! Vorsichtig aufstehen und prüfen, ob nicht noch so ein Stein im Knie steckt, waren die nächsten Schritte. Ich hatte natürlich genug Wasser bei mir – mit Gas und ohne Gas, con o senza, gasowana o negasowana, belebend oder still – und reinigte die Wunde. Es war ja gar nicht schlimm. Es tat auch nicht weh. Was tut man dann? Richtig! Penatencreme. Was für einen Babypopo gut ist, kann für mein Knie nicht schlecht sein. Mit Weiß eingefärbtem Knie fuhr ich weiter. Im Hotel hab ich alles nochmal gesäubert und sitze jetzt mit 2 Pflastern (sind aber keine Mickey-Maus-Pflaster) am Computer.

Aber das war noch nicht alles!

21.08.2010  Album 
Kherson 2 - Херсон
Endlich näherte ich mich Kherson. Ärgerlich ist das schon, wenn vor dem Ziel einer Etappe die Hügel verstärkt auftreten (oder ist das nur eine muskuläre Täuschung?)
Ich hatte mir am Vorabend 2 Hotels herausgesucht, wollte aber gleich zum Hafen durchfahren, ob nicht heute noch ein Schiff führe. Zuerst hatte ich mich mal verfahren. Ich fand den Hafen nur durch Nachfragen – wie peinlich für mich. In der größten Mittagshitze landete ich bei einem großen kahlen Gebäude. Keine Ausflugsschiffe, keine Luxusliner, keine Linienschiffe – nur Frachtschiffe und so kleine Ausflugsschifferl für ein kleine Runde. Ich hatte mir erhofft, dass die Dnjepr-Prinzessin am Kai liegt mit Schattenterrasse und ich noch 1 Stunde zum Einchecken Zeit hätte, ABER...
Danach kam Verhängnis Nummer 4 des heutigen Tages: nachdem ich einen Schalter gefunden hatte, wo auch wirklich eine Dame dahinter saß, scheiterte ich an den Nicht-Englisch/Deutsch-Kenntnissen der Hafendame. Da musste mein Heft her. Ich schrieb die beiden Namen Kherson und Dnjepropetrowsk auf und zeichnete dazwischen ein Boot (sollte es zumindest sein). Sie verstand, was ich wollte, schaute auf einem Plan nach, murmelte etwas von 'Cruizer' und 'Prinzessin' und brachte dann ein 'Njet' heraus. Ich fragte nochmal nach, sie verstand wieder und antwortete gleich. Sie holte auch eine die ein bisschen (gemessen an der Strecke zwischen Zeigefinger und Daumen der Hand) englisch konnte. Schließlich und endlich – es gibt keinen Linienverkehr am Dnjepr!
So, da stand ich nun: 80 km (so viele waren es dann) zu viel in die falsche Richtung gefahren.
Meine Gedanken spielten verschiedene Szenarien ab:
1. mit dem Rad weiterfahren (zuerst zurück und dann doch die Gegenwindstrecke)
2. Eisenbahn
3. Flug von Kherson nach Dnjeprpetrowsk
4. Fahrt mit einem Taxi nach Dnjeprpetrowsk
5. Schiff mieten, dass mich nach Dnjeprpetrowsk bringt
6. hinlegen, weinen und hoffen, dass irgendwas passiert
Die meisten meiner Überlegungen waren aus Kostengründen ein Blödsinn.
Daher blieb nur die Eisenbahn.
Also machte ich mich zum Woksal (das heißt Bahnhof) auf. Der war natürlich am anderen Ende der Stadt. Dadurch kam ich auch im Zentrum der Stadt durch, das ich zuerst gar nicht gefunden hatte,
Zuerst hab ich die große Fahrplantafel studiert. Mit meiner Straßenkarte bin ich auf den Stufen gesessen und habe verglichen von wo nach wohin überhaupt die Züge fahren. Die Strecken sind Gewaltsstrecken (St. Petersburg – Simferopol, Moskau – Simferopol, Lviv – Simferopol, Kiew – Simferopol). Das sind also alles Züge, die über Nacht fahren und eben alles vorbelegt und reserviert sind.
Es gab dann einen Zug von Kherson nach Krivij Rog. Genau dieses Krivij Rog war als Etappenziel für den Sonntagabend (also morgen Abend) bei der ursprünglichen Variante geplant. Hurraaa! Dieser Zug fährt um 08:05 weg und kommt um 14:00 Uhr an – ist 6 Stunden unterwegs.

Danach kam Verhängnis Nummer 5 des heutigen Tages:
Erster Schritt: zur Kassa gehen. Mit meinen Anmerkungen im Heft konnte ich der Bahndame darlegen, wohin ich wollte. Auch nach Dnjepropetrowsk (die nächste Etappe) könnte ich fahren. Sie war etwas verwirrt, wohin ich eigentlich wollte – daher hab ich dann nur mehr von Krivij Rog gesprochen. Ein von mir gezeichnetes Fahrrad erkannte sie und meinte durch Zeigen auf ihren Kalender, dass ich da zum 'bagasch'-Schalter gehen müsste, aber heute sei Samstag und die machen erst am Montag wieder auf. Sie fragte mich dann dauernd was, immer lauter und immer ungeduldiger, sodass ich dann endlich unverrichteter Dinge abzischte.


21.08.2010  Album 
Kherson 3 - Херсон
Aber jetzt kommt es. Ich bin dann doch zum Baggage-Schalter gegangen. Der war geöffnet. Die sehr freundliche Dame saß dahinter, fragte um mein Fahr-Billet, dann würde ich eine Radkarte bekommen. Ich bin dann schnell wieder zur Personenkassa-Dame. Die fragte wieder was und dann die hinter mir Wartenden, ob wer Englisch spräche. Eine junge, mir in diesem Augenblick sehr sympathisch wirkende Dame, übersetzte die Fragen der Billet-Dame. 1 Person, 1 Richtung, nach Krivij Rog, das mit dem Fahrrad ist geklärt, genau das wollte sie wissen.
Und die Billetdame und ich verstanden uns auf einmal prächtig. Als es dann für die Fahrkarte ans bezahlen ging, war ich überrascht: 12 UAH (die Währung heißt Griwna), das sind 1,20 Euro für die 6-stündige Fahrt! Ich fragte 2x nach und legte dann zögernd einen 20er-Schein hin. Und bekam 8 Griwna wieder heraus. Also wer billig Eisenbahn fahren will, möge in die Ukraine kommen.
Mit dem Billet bin ich zum Baggage-Schalter hin, die Baggage-Dame hat in kurzer Zeit den Fahrrad-Schein ausgestellt – 4,05 Griwna (also 40 Euro-Cent). Das Fahrrad ist dann selber beim Zug abzugeben. (Ich bin also 3x so viel wie mein Fahrrad wert).

ALLE Verhängnisse von heute haben sich zum einem glücklichen Ende gewandelt. Ich hab mein Superhotel gefunden. Bin geduscht und hungrig und habe mir mein Bier verdient.

23.08.2010  Album 
Dnipropetrowsk – eigentlich Krivij Rij
Am nächsten Tag bin ich früh auf. Das Frühstück hab ich sausen lassen und bin die 4 km zum Bahnhof gefahren – 1 Stunde vor der Abfahrt war ich da.
Dort war der Wirbel los – mit den Frühzügen sind die Bäuerinnen aus dem Umland mit ihren Produkten gekommen. Sie hatten Taschen voll Petersilie, Kartoffeln, Eier, Tomaten, Weintrauben und Selbstgekochtes mit. Kaum haben sie ihre Taschen in der Grünfläche am Rand des Bahnhofvorplatzes abgestellt, wurden sie von den dort Wartenden umringt. Manche Marktfrauen waren in 10 Minuten ausverkauft. Eine richtige Hysterie der Kaufenden ist da aufgekommen. Ein Gedränge, Gestoße, Gehandle.
Nachdem ich mir aber mit einem Kilo Petersilie etwas einseitig versorgt vorgekommen wäre, habe ich am Bahnhofsbuffet Tee, Eistee und zwei vorgefertigte Wurstweckerl gekauft. Die Wurstweckerl hat die Verkäuferin gleich mit der Plastikverpackung in den Mikro gelegt und eingeschaltet. Irgendwie hat dann der Zahlungsvorgang bzw. meine Wünsche zu Unklarheiten geführt. Auf alle Fälle wollte ich schon gehen, habe aber im letzten Moment an die Wurst gedacht. Das Fräulein hat fürchterlich erschreckt dreingeschaut. Aber das Zeug war doch nur lauwarm geworden.
Der Zug kam und hatte 20 Minuten Aufenthalt. Das Gedränge der Einsteigenden (darunter auch die ausverkauften Gemüsedamen) war groß. Ich wollte mich mit meinem Rad nicht vordrängen und wartete daher, bis alle eingestiegen waren.
Der Zug hatte 3 Waggons. Für jeden Waggon war ein Schaffner bzw. eine Schaffnerin zuständig. Der Schaffner vom Waggon 3 schickte mich zum Waggon 1. Die Dame von Waggon 1 schickte mich zurück zum Waggon 3. Der Schaffner von Waggon 3 zückte resigniert die Schultern. Ein helfender Blick von mir zur Schaffnerin von Waggon 1 ließ diese aufmarschieren und irgendwas war dann, dass der Schaffner von Waggon 3 mein Rad doch nahm. Im letzten Waggon am Gang stand mein Rad für die nächsten 6 Stunden. Mein Gepäck (immerhin 6 Stück) brachte ich auf der Gepäcksablage unter. Pünktlich um 08:05 fuhr der Zug ab, er kam auch ganz pünktlich um 13:53 in Krivij Rij an.

Eng zusammengepfercht saßen wir im Waggon. Der Waggon hatte offene Abteile, in jedem hatten 6 Personen Platz. Zusätzlich war Übertopf jeweils eine Liegefläche für zusätzliche Mitfahrende. Darüber waren dann die Gepäcksablagen. Mit jeder Station wurde der Zug leerer. Die letzten 2 Stunden waren nur mehr wenige und ich drin!
Mir gegenüber saß die meiste Zeit ein etwa 40-jähriger, der Bier trank, getrockneten Fisch aß und Sonnenblumenkerne knusperte. Ich hatte meine Straßenkarte aufbereitet und verfolgte, wo der Zug fuhr. Er schaute interessiert mit. Er wies mich in Wyssokopillja auf eine Brücke und gleich neben der Brücke auf ein umzäuntes Grundstück hin. Er erwähnte auch das Jahr 1941. Trotz Recherchen im Internet habe ich nichts Tiefgreifendes gefunden (war eine Siedlung der Schwarzmeerdeutschen).
Um 13:53 kam der Zug an. Das Aussteigen war wie das Einsteigen eine Kletterpartie, ca. 1 m Höhenunterschied ist dabei zu überwinden, mit Rad und Gepäck.
Die Stadt Kryvij Rih heißt auch Кривий Рiг oder Кривой Рог. Auf alle Fälle hat diese Stadt nichts für mich übrig gehabt. Ich fand einfach kein Zentrum, trotz mehrfacher Nachfrage, der eine sagte, das Zentrum sei da, der andere dort. Ich fragte dann einen jungen Burschen nach einem von mir herausgesuchten Hotel. Er rief gleich irgendwo an, derjenige saß am Computer und suchte das Hotel heraus. Dann erklärte mit der Bursche den Weg dahin zweimal und nur auf Ukrainisch aber klar und deutlich. Es stellte sich heraus, dass dieses Hotel weit außerhalb der Stadt lag. Ich verzichtete, dorthin zu fahren.
Irgendwo gibt es einen Kreisverkehr mit einem McDonald dabei. Für mich stellte ich fest, dass dort das Zentrum sei und – ich fand gleich daneben das Hotel Aurora.
Ich erkundigte mich im Hotel, wo ein Internet-Cafe (bzw. Internet-Klub sei), die wussten nichts. Meist wissen Jugendliche gut Bescheid. Aber keiner konnte mir helfen. Daher gab es gestern keinen Bericht.
Abendessen musste ich auch mangels Alternativen beim MacDonalds!

23.08.2010  Album 
Dnipropetrowsk
Vor dem heutigen Tag hatte ich ein etwas ungutes Gefühl. Ich hatte kein Hotel vorbereitet, die Strecke war mit 148 km die längste Etappe.
Frisch war die Luft und schon startete ich mit Kapperl und Sonnenbrille gegen die Sonne. Das Knie war wieder fast heil – die Luft im Reifen versorgte ich mit Nachschub – alles bestens. Die ersten 50 km waren ein Traum. Es gab Wind, diesmal nach Nordosten (wie passend – da wollte ich ja hin). Die Landschaft war erfreulich. Sonnenblumenfelder, Maisfelder, abgeerntete Weizenfelder, dazwischen die Windschutzbaumreihen, wenig Verkehr, eine Großteils intakte Straße machten das Fahren zum Vergnügen.
Die beabsichtigte Rast an einer Tankstelle scheiterte an einem Tankwart, der hinter seinem Schalterfenster saß. Er hatte sich im Schatten eine Bank hergerichtet. Ich fragte wegen Wasser, er hatte keines – njet. Ich holte mein Wasser raus und setzte mich auf die Bank. Da kam er herausgeschossen aus seinem Häuschen und schimpfte mich. Ich wusste ja gar nicht, was er wollte, aber er wurde richtig böse, sodass ich dann von seinem Bankerl weg und weitergefahren bin.
Dafür konnte ich bei einem kleinen Imbissstand einen köstlichen Tomatensalat mit Zwiebeln genießen. Ein älterer Herr interessierte sich für meine Radtour und mit Zeichnungen und Fuchteln verstanden wir uns schon. Er schlug vor, ich solle doch direkt nach Norden nach Kiew fahren und nicht so umständlich den Dnjepr entlang. Aber Touristen wollen nicht immer den kürzesten Weg.
Ab Sofiefka begann es warm zu werden. Mit entsprechenden Pausen gelang es mir aber doch, bis 17:00 Uhr die restlichen Kilometer bis Dnipropetrowsk herunter zu radeln.
Die Einfallstraße in die Stadt war in fürchterlichem Zustand. Ich musste dauernd auf Spurrillen, zerstörte Asphaltflächen fehlende Kanaldeckel, höher bzw. tiefer gelegte Strassenbahnschienen, Straßennamen, Minibusse, Straßenbahnen achten. Erst im Zentrum wurden die Verhältnisse wieder zufriedenstellend.
Ich hatte genug und fuhr zum ersten Hotel, das ich fand (100 Euro). Leider funktionierte die Kreditkarte nicht. Der Rezeptionist rief bei Ukraine-Master-Card an – ich möge doch meine Bank anrufen. Kurz vor Dienstschluss erwischte ich meine Bank, die rief wieder bei Master-Card-Austria an, dort sei alles ok, denn ich hatte ja am Vortag bereits bezahlt. Ein weiterer Versuch an der Rezeption scheiterte nochmal. Ich werde es morgen beim Checkout nochmal versuchen. Wenn’s dann nicht geht, bleib ich halt beim Abwaschen.
Ab morgen geht es (wenn ich nicht Abwaschen muss) den Dnjepr flussaufwärts.
Kilometer waren es heute 148.

23.08.2010  Album 
Krementschuk
Eigentlich bin ich gar nicht da, aber da bin ich trotzdem.
Heute bin ich in Dnipropetrowsk weg. Die Kreditkarte hat am Abend noch funktioniert - große Erleichterung bei mir.
Ich beschloss, einfach möglichst nahe dem Dnipro entlang zu radeln. Dabei bin ich in den Vororten herumgefahren. Da waren die Straßen teilweise ziemlich mies. Manchmal war es schwer, einen fortlaufenden Asphaltstreifen zu finden.
Ich hatte eine kurze Etappe geplant mit 70 km nach Верхньоднiпрвск. In meiner Karte war da auf die nächsten 170 km das einzige Hotel eingezeichnet.
Nach 30 km verließ ich die Vororte - hier wachsen die beiden Städte Dniporpetrowsk und Dniprodserschinsk zusammen.
Heute hatte ich auch nicht den richtigen Biss. Immer wieder blieb ich im Schatten stehen.
Der Wind kam von hinten, d.h. Südosten - also genau richtig. Bald wurde mir heiß genug.
Bei einer kleinen Kaffeebar wurde ich von einem Gast angesprochen, der hatte mein Rad gesehen. Und dann entspann sich mit den anderen Gästen ein 1/2-stuendiges Frage-Antwortspiel. Mit Zeichnen und wie gehabt Fuchteln kamen wir schon über die Runden. Als er dann erfuhr, was ich mit dem Rad so gefahren bin, fragte er nach Besichtung meines Rades (KTM), warum ich nicht mit dem Motorrad unterwegs sei (KTM als Motorrad war ihm Begriff). Ich konnte ihm nicht klarlegen, was besser sei, wenn man mit dem Rad fährt. Ich wusste es an diesem Tag dann auch nicht soo genau! Auf alle Fälle tat es gut, ein bisschen Anerkennung zu finden.
Ab und zu gab es wunderbare Blicke auf den Dniprodserschynsker Stausee - natürlich ab und zu garniert mir Industrieanlagen.
Erhitzt und müde kam ich in Верхньоднiпрвск an. Den ersten den ich fragte - kein Hotel in Верхньоднiпрвск.
Ein Polizist erklärte mir den Weg, den ich dann nicht fand, weil es wirklich keines gab. In einem Museum fragte ich dann nach - kein Hotel in Верхньоднiпрвск.
So! Und jetzt stand ich wieder mal da. Das nächste Hotel war in 90 km in Krementschuk.

Da trat Plan B in Kraft (ich plane gerne):
Durch den Verlust eines Tages, weil das Rad nicht gekommen ist, zwickte mich die Zeit. Ich möchte ja am Samstagmittag in Kiew sein, damit ich bis zum Abflug am So Nachmittag mich dort noch umschauen kann. Dieser Gedanke hat mich ja schon die letzten Tage immer wieder beschäftigt. Also muss ich eine Etappe noch einsparen. Und dazu war jetzt die Gelegenheit!
Ich suchte einen Taxistandplatz, fragte dort um das Hotel - aber kein Hotel in Верхньоднiпрвск.
Ich nahm dann einen der Taxifahrer, der Rad, Gepäck und mich nach Krementschuk brachte. Den Preis legte er mit 200 Griwna (20 Euro) fest. Da sagte ich zu, und nach 10 Minuten brausten wir über die Straße, die mir morgen bevorstände.
In Krementschuk fand ich mein Hotel und das war es.
Krementschuk liegt unterhalb des Krementschuker Stausees mit eine tollen Brücke.
Landschaftlich war es nicht besonders reizvoll. Mit dem Taxi ergab sich aber dann ein anderer Blickwinkel.


25.08.2010  Album 
Cherkassi
In Krementschuk erlebte ich gestern den Unabhängigkeitstag der Ukraine. Im Zentrum (Lenin-Platz) wurde mit lauter Musik, Vergnügungen für die Kinder, vielen Leuten gefeiert. Mein Beitrag dazu war, dass ich mir am Stand hausgebackene Köstlichkeiten (Pirogen und anderes) zur Gemüte führte und mich bald wieder verzog.
Der heutige Tag ist der 2. Teil der Feier. Im Fernsehen bewunderte ich den militärischen Aufmarsch und die Ansprache des Präsidenten Janukowitsch. Im Laufe von 2 Stunden wurde die Feier 3x gezeigt.
Ich fuhr heute den Dnepr entlang. Wenig Verkehr wegen des Feiertages. Leider hatte ich erwartet, dass ich entlang des Flusses in der frischen Brise radeln konnte. Den Dnipro sah ich nur von der Ferne. Nur an ganz wenigen Stellen kam ich direkt an den Fluss.
Aber die Ausblicke an den heute häufigen Hügeln waren beeindruckend.
Entlang der Straße wuchsen wieder Sonnenblumen (gezählte 48976234 Stück). Der vertrocknete Mais, der für Schweinefutter geerntet wurde ergab mit dem blitzblauen Himmel die ukrainischen Nationalfarben. Richtig toll!
Immer wieder reichen Flussarme in die Seitentäler rein, so wie hier.
Das war dann besonders schön. Diese Seitenarme des Dnipro werden aber für Hobbyfischer genutzt. Badende sah ich nirgends - doch gleich neben der Brücke von Krementschuk gab es einen Riesensandstrand mit Sonnenschirmen - so wie an der Adria. Aber Leute sah ich am Abend (17:00 Uhr) keine und in der Früh sowieso nicht.
Immer wieder fahre ich an heldenhaften Monumenten vorbei. Es sind Soldaten in Siegerposen mit Maschinenpistolen in der Hand, manchmal auch mit Flagge, in Gold oder Bronze. Die Jahreszahlen 1941 - 1946 spielen dabei große Rollen. Nachdem ich die Inschriften nicht lesen bzw. interpretieren kann, bleibt mir nur ein unwissendes Achselzucken.
Die Strecke ab Tschigirin verlief gerade, schattenlos bis nach Tscherkassy, das ich endlich erreichte.
Gesamt 131 km

26.08.2010  Album 
Kiew
So, jetzt ist es geschafft. Die letzten 180 km habe ich elegant zurückgelegt.
Heute war es wieder recht frisch in der Früh und nichts stand einer fröhlichen Weiterfahrt im Weg.
Aber offensichtlich neige nicht nur ich, sondern auch mein Rad zur Materialschwäche. Mein Knie war soweit verheilt, dass ich es beim Fahren nicht mehr bemerkte, die Müdigkeit in meinen Knochen verstärkte sich, beim Hinterrad ging die Luft schleichend raus (so langsam, dass man tagsüber nichts merkt), ich hatte aber keine Lust, den Schlauch zu wechseln (solange es tagsüber hält, pumpe ich halt am Morgen auf), den Spanngurt, mit dem der Rucksack befestigt ist, hat es in das Rad rein gefressen und der ist dann nur mehr durch Zerreißen freigeworden, der Wind bläst heute sehr heftig aus Nordwesten.
All diese Problemchen suchten eine Lösung, und ich fand sie: Zug!
Geschwind habe ich auf der Karte die Hauptbahnstrecken gesucht. In 40 km Entfernung von Tscherkassy liegt der Bahnknotenpunkt Smila. Von dort würde wohl ein Zug nach Kiew gehen.
Sobald ich mich dazu entschieden hatte, war es ganz leicht. In Smila war ich nach 2 Stunden angekommen. Der Zug von Adler (ist eine Stadt an der russischen Grenze in der Nähe von Sotschi) nach Kiew fuhr 1 1/2 Stunden später. Die Fahrkarte war kein Problem 12 Griwna (1,20 Euro) und dazu eine Platzkarte um 8 Griwna (0,80 Euro) - Fahrrad 4,20 Griwna.
Smila hat 2 Bahnhöfe, die nebeneinander liegen. Die Züge nach Kiew fuhren vom kleineren Bahnhof weg. Die Dame am Schalter schrieb mir in wunderschöner Schrift auf, wie der von mir zu verwendende Bahnhof heißt. Diesen Zettel habe ich dann verschiedenen Leuten gezeigt und wollte die Bestätigung, dass ich eh richtig bin. Denn eine Anzeige am Bahnsteig gibt es nicht, und den großen Fahrplan konnte ich nicht interpretieren.
Auch hier verdrehte der Schaffner die Augen, als er Rad und Gepäck sah, aber gemeinsam verstauten wir das Zeug. Erst während der Fahrt kam der Schaffner drauf, dass ich im falschen Zug saß. Ich hatte Adler - Kiew gekauft, saß aber im Zug Sewastopol - Kiew. Das war aber eh wurscht, weil genügend Platz war und das Ziel dasselbe.
Nach 4 Stunden Fahrt landete ich am Hauptbahnhof Kiew. Als erstes nach dem Ausladen musste ich wieder Luft aufpumpen. Die Hotelsuche machte ich mir recht einfach, ich hatte mir ja schon zu Hause ein Mittelklassehotel herausgesucht - und das war in der Nähe vom Bahnhof.
Heute waren es 42 km.
So und damit endet meine Radfahrt. Ich habe noch 2 Tage Kiew vor mir.

- Rückblick
o Das größte Problem war Schrift und Sprache nicht zu können. Das ist aber meine Schuld, weil ich sollte es ja vorher lernen
o Dadurch war auch die Vorbereitung auf kyrillisch geschriebenen Seiten nicht und nur gering möglich
o Trotzdem kann man das Land bereisen
o Die Unterkunft in Hotels bietet doch einen Komfort und auch Sicherheit (im Gegensatz zum freien Campieren)
o es gibt viele Arten, mit dem Rad das Land zu bereisen - ich habe so meine Art gefunden
o Trotz nicht mehr so großer Hitze wie vor 1 Woche (Brände in Russland) war es für mich recht heiß
o Ein Auto benötigt 5 - 8 Liter Benzin auf 100 km, ich benötige 5 - 6 Liter Wasser auf dieser Strecke
o Die Sauberkeit ist sehr unterschiedlich, in den Städten wurden die Hauptstraßen mit dem Tankwagen gewaschen. Auch wurden die Straßen zusammengekehrt. Entlang der Überlandstrasse habe ich heute einen Straßen dienst gesehen, der Müll zusammenräumt. Generell wurde viel gekehrt
o Ich bewundere immer die Genauigkeit der Straßenkarte. Erst wenn man eine Strecke abfährt und mit der Karte vergleicht, dann merkt man, was so eine Karte für ein Wunderwerk ist
o Ich verabscheue die Ungenauigkeit der Straßenkarten. Erst wenn man eine Strecke abfährt, etwas erwartet und es ist dann nicht so, dann ist das fatal
o Die Autofahrer haben große Rücksicht auf den Radfahrer genommen
o Ein ordentliches Fahrrad ist Voraussetzung
o Mich freut, dass ich es gemacht habe.


27.08.2010  Album 
Kiew
Eine kleine Nachlese, weil es nicht mehr Teil der Radtour ist:
Heute habe ich mir einen Teil Kiews zu Gemüte geführt. Wenn ich bisher an Kiew gedacht habe, sind mir 2 (eigentlich 3) Dinge sofort eingefallen.
1. Das Goldene Tor von Kiew: dieses existente Tor habe ich mit dem letzten Bild der 'Bilder einer Ausstellung' von Modest Mussorgsky, 'Das große Tor von Kiew' verbunden. Die Bearbeitungen von Emerson, Lake and Palmer von 1971 und Kazuhito Yamashita (Gitarre, 1981) sind mir besonders lieb. Natürlich auch die Orchesterversion von Maurice Ravel.
Daher musste ich mir das anschauen. Das Goldene Tor ist der wiederaufgebaute Rest der Stadtbefestigung von Kiew aus dem Jahr 1037.
2. Babi Yar: aufmerksam gemacht durch den Film 'Babij Jar. Das vergessene Verbrechen' habe ich mich über dieses Verbrechen informiert. Ich besuchte das Denkmal, das in einem Park im Stadtgebiet von Kiew liegt.
3. Ein Softwareprodukt, mit dem ich beruflich stark befasst bin, wird zum Teil man der Universität Kiew programmiert, womit ich nichts zu tun habe!

Am Vormittag war ich natürlich auch am Bahnhof. Da bricht das geographische Interesse durch. Alle Zielstationen konnte ich geistig festlegen: Minsk, Lvov, Poltawa, Odessa, Simferopol, Adler, Sewastopol, Dnipropetrowsk, Moskau, Chisinau, ...

Ich trau mir gar nicht erwähnen, dass ich natürlich auch in Sachen Autokennzeichen fündig wurde.

So eine Vielzahl von schwarzen Autos
o gehobener Preisklasse,
o gehobenen Autodaches (also so hohe bullige Dinger),
o Automarken, die der Luxusklasse angehören,
o die am Gehsteig parken
habe ich noch nicht gesehen, aber deswegen bin ich ja auch nach Kiew gefahren.

So eine Vielzahl von
o Männern in schwarzen Anzügen,
o die Sonnenbrille tragen,
o die bullig dreinschauen
o die breitbeinig irgendwo stehen
o und dabei sooo unauffällig wirken
habe ich noch nicht gesehen, aber deswegen bin ich ja auch nach Kiew gefahren. Die schauen wahrscheinlich jeden amerikanischen Serientopfen an.

So eine Vielzahl von
o Security-Menschen
o teilweise in Pseudomilitäranzügen
o bei jeder Bank innen und außen
o in jeder Hotelhalle
o in jedem Kaufhaus stockweise
o bei den Juwelieren
habe ich noch nicht gesehen, aber deswegen bin ich ja auch nach Kiew gefahren.

30.08.2010  Album 
Kiew
Nochmal ein kleiner Rückblick:
- die U-Bahn gehört zu den tiefsten der Welt. Das Rolltreppen runterfahren hat meist länger gedauert als die U-Bahnfahrt selber (Metro)
- Bankomaten: jeder Supermarkt hat einen im Geschäft stehen. An den Hauptstraßen hat jedes 2. Haus einen, manchen Häuser gleich 2
- Jeder(!) hat ein Handy. Telefoniert wird dauernd. Ob die alle, die am Platz stehen miteinander telefonieren? Ich hatte manchmal den Verdacht, dass die Menschen, die nebeneinander stehen in Wirklichkeit miteinander telefonieren.
- Ansichtskarten fand ich keine. Selbst in Kiew musste ich mit Schmuckstück-Karten das Auslangen finden
- Lärm, Musik, Fernseher war überall. Kaum ein Lokal wo nicht der Fernseher lief.
- Goldzähne sind offenbar ein Statussymbol für ältere Menschen. Auch die Schneidezähne in Gold waren nicht selten

30.08.2010  Album 
Kiew
So der letzte Tag und damit der Abschluss des Berichtes bricht an:
Am Morgen lies ich mir Zeit, der Abflug war erst um 15:15 Ortszeit geplant.
Ich dachte mir, fahr ich halt noch ein bisschen herum in Kiew - es ist ja Sonntagvormittag. Ich fuhr nochmal bei der Universität vorbei, in der Hauptstraße, beim Platz Maida - der zentrale Platz in Kiew vorbei.
Auch bei der auf einem Hügel stehenden "Mutter-Heimat-Statue" fuhr ich vorbei - die ist über 100 m hoch.
Dann war es Zeit mich Richtung Borispil (Kiews Flughafen) aufzumachen. Die Beschriftung war schlecht. Ich fand mich kaum zurecht und fuhr nach Sonnenstand. Es war traumhaft zu radeln.
Nur ich kam nie so aus der Stadt raus. Ich dachte - puhh, Kiew ist ja groß!
Nach 20 km und 1 Stunden Fahrt war ich auf einmal wieder in der Nähe der "Mutter-Heimat-Statue" gelandet. Ich war einfach irgendwo falsch abgebogen.
Naja, dann war die Zeit nicht mehr so lang bis zum Abflug. Ich fragte mehrmals nach und kam dann doch noch nach 50 km ab Flughafen an.
Das war mein letzter Fehler.
CheckIn - Rad zerlegen - Security Check - Boarding - Abflug
Und jetzt sitze ich daheim und freu mich, dass alles so gut vorbeigegangen ist.


Karte Variante